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AnthroWorks3D: Digitalisierung von Skelettfundstücken und die virtuell osteologische Untersuchung
(2021)
In der Anthropologie werden körperliche Überreste von Menschen historischer und rezenter Zeiträume mit dem Ziel der Aufdeckung ihrer Lebensumstände untersucht. Das Projekt AnthroWorks3D der Hochschule Mittweida verbindet Methoden der Videospielentwicklung und Osteologie, um das Knochenmaterial schonend und hoch-auflösend durch eine 3D-Scanpipeline zu digitalisieren und virtuell, ortsunabhängig und parallel zu vermessen mit dem Ziel, den Verschleiß am Knochenmaterial zu minimieren und die Fundstücke möglichst vielen Forschen-den zugänglich zu machen. Die virtuelle Vermessung wurde in einem ersten Test in Zusammenarbeit der Abtei-lung für historische Anthropologie und Humanökologie des Johann-Friedrich-Blumenbach-Instituts für Zoologie und Anthropologie der Universität Göttingen evaluiert. Dabei schätzen über die Hälfte der befragten Anthropo-logen den Prototypen als Alternative zur physischen Untersuchung ein, besonders in Anwendungsfeldern, in denen das Knochenmaterial nur schwer zugänglich ist.
Die Digitalisierung bietet nicht nur potentielle Lösungen für hartnäckig bestehende Probleme in der Anthropologie und Sammlungsarbeit, sondern ist eine unumgängliche Voraussetzung, um den zukünftigen Anforderungen an Datentransparenz gerecht zu werden. Gleichzeitig bringt sie spezifische Herausforderungen mit sich. Mehr als der bloße Einsatz technologischer Werkzeuge erfordert eine funktionierende Digitalisierung – im Sinne einer digitalen Transformation – die Anpassung von Methoden, Prozessen und Infrastrukturen. Dies kann nur durch eine mindestens interdisziplinäre Kollaboration verschiedener Disziplinen erfolgreich umgesetzt werden.
Die Grundlage für eine solche Zusammenarbeit muss aktiv geschaffen werden. Als ein konkretes Mittel dazu wird in diesem Beitrag das Symposium als spezifisches partizipatorisches Austauschformat vorgestellt, das gezielt den interdisziplinären Dialog fördern, Verständnis und Synergien zwischen Disziplinen ermöglichen und so die Basis für langfristige interdisziplinäre und transdisziplinäre Kollaboration legen kann.
Als Fallbeispiel dient das Symposium „Digital bis ins Mark?!“, das die Digitalisierung von Sammlungsmaterial –insbesondere Skelettmaterial – umfassend beleuchtete. Dabei wurden ethische, technische und logistische Aspekteaus den Perspektiven verschiedener Fachrichtungen wie Anthropologie, Archäologie, Forensik, Informatik sowie Objekt- und Sammlungswissenschaften diskutiert. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der praktischen Anwendung digitaler Technologien für Dokumentation, Forschung und Präsentation. Das Symposium führte zu einem vertieften Diskurs über den digitalen Wandel und zu konkreten Ansätzen für die nachhaltige Integration digitaler Technologien in die wissenschaftliche Praxis. Damit ein Symposium wie dieses nachhaltig wirken kann, bedarf es einer langfristigen Verankerung des interdisziplinären Austauschsund der kontinuierlichen Weiterentwicklung der identifizierten Ansätze. Dafür ist auch eine effektive Verbreitungsstragie erforderlich, um die Ergebnisse in die Wissenschaftsgemeinde zu tragen.